Ein weiterer trauriger Tag im so frühen Jahr 2015
Veröffentlichung vom 25.3.15
Hallo zusammen,
dieser Blogpost war so überhaupt nicht geplant, genauso wenig weiß ich ehrlich gesagt, wieso ich hier schreibe, aber irgendwie will ich in einem kurzen Text versuchen, genau Das in Worte zu fassen, was man eigentlich erst gar nicht kann.
Als ich heute kurz auf mein Handy schaute, kam wie immer mal wieder eine DPA-Nachricht, also dachte ich mir, dass mal wieder irgendetwas “Tägliches” passiert sei. Ja, ich ertappe mich teilweise selbst dabei, wie ich einige Nachrichten nur noch am Rande mitbekomme, einfach weil in diesen Tagen die Welt fast, wenn auch nicht ganz, nur noch aus negativen Nachrichten besteht.
Im Gegensatz zu dem normalen Ablauf habe ich dann jedoch eben doch einen genaueren Blick aufs Handy geworfen, und kurze Zeit später lief dann auch der Fernseher. Den ganzen Tag gab es Sondersendungen, Experten-Meinungen und gefühlt Tausende von “Breaking-News”. Ich muss gestehen, dass man am Anfang doch noch sehr gespannt, teilweise sogar sensationsgeil vor dem Fernseher oder dem Handy sitzt, allerdings hat sich dies heute schnell geändert. Irgendwie dachte ich selbst kondolieren zu müssen, ohne dass ich selbst davon in irgendeiner Form ja wirklich betroffen war bzw. weiterhin bin. Von daher schnell Twitter aufgemacht und schon hatte ich meinen kleinen Kommentar geschrieben. Es ging alles so schnell und es war schon fast wieder vorbei, nur dann habe ich mal mehrere Tweets auf Twitter gelesen, und das hätte ich nicht machen sollen.
Ich persönlich mag Twitter immer mehr und beteilige mich selbst auch immer eifriger und doch kann man teilweise nur noch den Kopf schütteln. Sicherlich gibt es viele Leute, die Ähnliches wie ich selbst gedacht haben und auch der Öffentlichkeit mitteilen wollten, aber es gibt eben auch ebene jene Leute, die eine solche Tragödie wie die gestrige wieder nur dazu nutzen, um sich selbst in irgendeiner Form zu profilieren und vom eigentlichen Thema bewusst oder unbewusst sich immer ein bisschen mehr zu verabschieden.
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Wieso ich das gerade alles schreibe, fragt man sich natürlich jetzt, ich weiß es selbst nicht. Wieso ich bis jetzt eigentlich das Ereignis selbst gar nicht erwähnt habe, tja wenn ich das wirklich wüsste. Man spricht ja in der heutigen Zeit gerne mal von einer Tragödie oder ertappt sich selbst schnell dabei mit den Worten “Oh, wie wirklich schrecklich”, aber meint man dies wirklich so wie man es gerade sagt, oder ist es eher eine Floskel, die nur dazu gedacht ist, selbst auf Distanz zu gehen ? Wenn man in den letzten Wochen und Monaten so viel Schlimmes, Unbegreifliches und teilweise gar Böses mitbekommt, ich glaube dann ist es schon fast eine Art Selbstreflex, sich mit einigen Themen nur am Rande zu beschäftigen. Nur an einem Tag wie dem gestrigen, ist auch eine solche Flucht nicht mehr möglich, zumindest für mich.
Ich muss sagen, dass mich der gestrige Tag, und ich weiß gar nicht wieso eigentlich, doch sehr bestürzt hat, und er vom Gefühl, auch wenn man sich der medialen Salienz mal genauer bewusst wird, mit den Ereignissen in Paris vergleichbar erscheint oder sogar mit denen von 09/11 ? Ich selbst weiß nicht, wie man etwas einordnen kann, was einfach so unfassbar auf den ersten Blick wirkt. Ich habe bis jetzt immer noch nicht über den eigentlichen Hergang gesprochen, und es ist weiterhin einfach seltsam, wieso ich dies tue, eigentlich geht es mir doch in vielen Texten eher darum, so strukturiert und offensichtlich wie möglich zu schreiben.
Am gestrigen Tag sind 150 Menschen ums Leben gekommen, einfach weil sie in ein Flugzeug gestiegen sind. Stand jetzt, und hier muss ich bzw. möchte ich äußerst behutsam sein, ist für diese Tragödie kein menschliches Versagen oder ein Terrorangriff oder Ähnliches verantwortlich, sondern vielleicht alleine die Technik. Die Experten aus aller Welt werden sich in den nächsten Tagen und Wochen und vielleicht sogar über einen längeren Zeitpunkt genau damit auseinandersetzen, und doch werden sie wahrscheinlich nie über die Expertise hinweggehen.
Es ist schon sehr befremdlich, auch wenn er nur seinen Job erledigt und seine eigene wissenschaftlich fundierte Meinung für ein Interview zur Verfügung stellt, dass ein Experte in London über diese Tragödie so wissenschaftlich spricht, so als wäre es etwas ganz Stiriles. Ähnliches ist mir in den letzten Tagen generell in der deutschen Medienlandschaft bewusst geworden. Das Thema Griechenland wird teilweise so behandelt, als wäre die finanzielle und politische Lage in Athen von all den Menschen abgekoppelt, die vielleicht sogar so gut wie alles in ihrem Leben durch die Krise verloren haben.
Vielleicht ist es auch gerade eben gar nicht angebracht, all dies zu schreiben bzw. zu kritisieren, da man doch selbst nicht weiß und empfinden kann, was all die Menschen durchmachen mussten, die gestern morgen nichtsahnend am Düsseldorfer Flughafen auf ihre Angehörigen warten wollten. Etwas, was doch so täglich in unserem Leben geworden ist. Etwas, was einfach so dazu gehört. Ich kann bzw. es fällt mir so schwer, auch nur irgendwie nachzuvollziehen, was es bedeuten muss, eine solche Nachricht zu bekommen. Viele Nachrichten heute sind so grausam, dass man, wenn man so wirklich religiös sein würde, wohl nur sehr schwer wieder mit Gott, Allah oder einer anderen Gottheit in Einklang kommen kann, und doch sind es doch eben jene Momente, die auf so grausame Art und Weise vieles, vielleicht sogar alles im Leben, relativieren.
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Nun kann man denken, man der Tobi wirkt ja richtig niedergeschlagen, was schreibt der denn heute. Ja vielleicht hat man damit sogar genau recht, und doch finde ich es wichtig. Mein letzter so ernster Text war zu den Ereignissen in Paris, und solche Texte schreibt man nicht mal so eben, sondern man ist wirklich mit allem Möglichen dabei, zumindest ist das mein Anliegen.
Letztlich werden die nächsten Stunden, Tage, Wochen, Monate und wahrscheinlich Jahre das Leben all der Menschen so verändern, die eben in Barcelona als auch Düsseldorf einfach ihre Angehörigen abholen wollten. Hierbei darf bzw. möchte ich auch nicht vergessen, dass unter den Opfern auch eine deutsche Austauschgruppe mit Lehrern unter den Opfern ist. Ich finde, dass eben genau diese weitere Erkenntnis das Ganze noch so viel unfassbarer macht.
Ich weiß nicht, was ich mit diesem Text bezwecken möchte, ich möchte nur auf irgendeine Art und Weise den gestrigen Tag als eine Art Beispiel nutzen, um sowohl auf eine teilweise sehr pietätlose Berichterstattung in der deutschen Medienlandschaft, teilweise sehr niveaulose Beiträge in den Social Networks und letztlich auf diese Tragödie hinzuweisen. Es gibt einfach Dinge, welche man vielleicht schon bald wissenschaftlich erklären wird , aber verstehen wird man sie wohl niemals, und dieses Gefühl wird meiner Meinung nach auch nicht nur für die Angehörigen des Fluges von Barcelona nach Düsseldorf gelten.
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Quelle (Bild): Eigenes Copyright