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Ah ja, das ist also das so hoch gelobte Europa, über das die ganze Welt spricht

Beitrag vom 16.09.15

Hallo zusammen,

wenn ich einige Jahre zurückdenke, bis in meine Schulzeit zurück, ist das Thema von Europa und der Europäischen Union immer wieder im Lehrplan aufgekommen. Am Anfang konnte ich mit der Geschichte der Europäischen Union nur wenig anfangen, viel zu viele historische Fakten und auch die Zusammenhänge, z.B. die Entwicklung seit der “Montanunion”, haben sich für mich nicht allzu schlüssig gezeigt.

Und dennoch, auf eine Sache wurde immer wieder hingewiesen oder man ist selbst darauf zu sprechen gekommen, nämlich die Europäische Union als das Musterbeispiel für Frieden und Menschenrechte in der Welt.

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In den letzten Jahren, mögen die politischen Probleme in verschiedenen Teilen der Welt noch so groß gewesen sein, war die Europäische Union immer mit an Bord. Spätestens seit dem sogenannten “Arabischen Frühling”, ist die moralische Instanz der Europäischen Union immer mehr in den Vordergrund getreten.

Nun gut, in diesem Fall sollte man vielleicht nicht unbedingt unterstreichen, dass einige autoritäre Regime, die durch den Arabischen Frühling nicht nur in ihren eigenen Ländern in Ungnade fielen, zuvor keineswegs als eine “Persona Non Grata” verstanden worden waren, ganz im Gegenteil. Noch vor der Eskalation der Libyen-Krise hat Gaddafi selbst immer wieder damit gedroht, “die Schotten zu öffnen”, also dem Flüchtlingsstrom nach Europa eben nicht mehr Einhalt zu gebieten.

Allerdings konnte sich auch Irgendwann die Europäische Union, dies hatte sie mit den USA relativ gemein, dieser so rasch zunehmenden Veränderung nicht mehr verschließen. Und so dauerte es auch nicht mehr lange bis die ersten Rufe nach einer Demokratisierung der Region immer lauter wurden, angelehnt an die Prinzipien der Europäischen Union selbst.

Bis vor Kurzem stand für mich in keiner Weise überhaupt zur Debatte, dass das so aufgeschlossene und dem Frieden zugewandte Europa sich jemals gegen all jene Menschen stellen könnte, die sich in letzter Not in Richtung Europa aufgemacht haben, und nun vor schwer bewachten Zäunen und mit Tränengas ausgerüsteten Sicherheitskräften stehen. Diese Menschen erleben es in diesen Stunden, was “Festung Europa” wahrlich bedeutet.

Nicht nur aufgrund der Vorkommnisse in Ungarn im Moment, verändert sich so langsam mein Vertrauen in das Europa, das sich seit einer gefühlten Ewigkeit als das Musterbeispiel an Demokratie, Menschlichkeit und Wahrung elementarer Menschenrechte selbst verstanden hat. Wenn man genau jetzt den Fernseher einschaltet, oder eben auf Twitter weitere Tweets verschiedener NGOs verfolgt, so bleibt fast nur noch Kopfschütteln übrig.

Sicherlich ist ein solcher Flüchtlingsstrom eine der größten Herausforderungen für die Europäische Union seit langer Zeit, aber wenn man sich nun eines gemeinsamen Willens, diese Problematik irgendwie angemessen zu lösen, grundlegend verschließt, so erscheint die oft geäußerte Kritik an Staaten wie der Türkei, Ägypten oder auch Russland als ein Widerspruch in sich.

Für mich bleibt die Europäische Union, fragt sich nur wie lange noch, ein Sinnbild für eine Zukunft des Miteinanders und der Miteinbeziehung aller Bevölkerungsschichten, ohne irgendeine Form von Diskriminierung und Diffamierung. Nicht zuletzt deshalb sind Bilder von Zäunen, Tränengas und Ähnlichem damit nicht mehr in Einklang zu bringen.

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Wie oft wurde aufgrund der Griechenland-Krise der Gedanke aufgeworfen, dass ein Scheitern Griechenlands ein Scheitern des Euros bedeute. Demgegenüber stellt sich jetzt jedoch auch die Frage:

Wie gedenkt die Europäische Union weiterhin von einer auf Frieden und universale Menschenrechte ausgelegten Gemeinsamkeit zu sprechen, wenn schon der Schrei nach Schutz und Frieden an den Grenzen im Keim erstickt wird ?

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Ich sage es ausdrücklich. Für mich persönlich steht in diesen Tagen das vielleicht größte Gut der Europäischen Union auf dem Prüfstand, nämlich die Glaubwürdigkeit nach innen und außen, und ich hätte nicht gedacht, dieses jemals schreiben oder sagen zu müssen.

Quelle (Bild): Eigenes Copyright

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