Ein Weckruf – Heute geht es um weitaus mehr als nur eine Teilnahme an Landtagswahlen, nämlich auch zu Teilen um unsere freiheitlich demokratische Grundordnung !
Beitrag vom 13.03.16
Hallo zusammen,
lange Zeit stand hier meist nur etwas zu den US-Vorwahlen, mit denen geht es auch in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch weiter, allerdings geht es mir nun um ein sehr ernstes Thema.
Im kommenden Verlauf schreibe ich so ehrlich und so offen, wie ich es hier vielleicht noch nie gemacht habe. Es ist also ganz klar meine Meinung, nicht mehr und nicht weniger.
…
Seit Sylvester dieses Jahres erkenne ich mein eigenes Land teilweise nicht wieder. So etwas, was sich, besonders innerhalb der Medien, soziale Medien hier gerne miteinbezogen, seit diesem Vorfall in Köln abgespielt hat, ist teilweise nicht zu ertragen gewesen.
Ich bin jemand, der gerne und gezielt die Medien verfolgt. Teilweise konnte ich jedoch den Fernseher nicht anmachen bzw. auch nicht entsprechende Nachrichtenportale im Internet besuchen. Zu sehr kam bei mir immer wieder der Gedanke auf, dass die Medien nicht nur eine Verantwortung der Nachrichtenübermittlung haben, sondern auch eine Verantwortung, wie man diese dem breiten Publikum präsentiert.
Wenn ein Donald Trump oder ähnliche Gestalten die Geschehnisse in der Sylvesternacht in Köln zu einem allgemeinen Schreckensszenario hochstilisieren, dann wird, nein dann muss sogar, einem selbst Angst und Bange werden.
Allerdings liegt dies nicht primär an den eigentlichen Tatbeständen, auch wenn ich diese ebenso abgrundtief verabscheue und bis auf Schärfste verurteile, sondern dass mein eigenes Land und eine Stadt wie Köln, schon immer ein Synonym für Toleranz und ein offenes Miteinander, nicht zuletzt aufgrund des Karnevals, zu einem klar ersichtlichen Ziel für rechte oder sogar rechtsextreme Propaganda geworden sind.
Je mehr Details und Feinheiten in Bezug auf den “Fall Köln” aufgezeigt wurden, desto eher kam in mir das Gefühl auf, am liebsten “es reicht” zu schreien. Man kann, nein man darf sogar, in einer solch angespannten und teilweise nicht nur hitzigen, sondern schon wirklich flammenden Situation, einfach nicht noch mehr Öl ins Feuer gießen.
…
Die Tage nach Sylvester waren, meinem eigenen Gefühl nach, ein immer stärker werdender dunkler Schatten, der sich scheinbar vermehrt über die gesamte Bundesrepublik zog. So ein Gefühl hatte ich in all den Jahren zuvor so noch nie erlebt.
Wie verkehrt war bitte schön das Bild, dass sich Männer mit Glatze und Springerstiefeln auf dem Kölner Bahnhof in den Tagen nach dem Vorfall für die Rechte unserer deutschen Frauen einzusetzen dachten ? Sind solche Bürger wirklich genau der Schutz, den es braucht um Frauen in unserem eigenen Land zu schützen ?
Lange Zeit erschien es äußerst verpönt, sogar moralisch zutiefst bedenklich, seine eigene klare Gesinnung nach außen zu tragen. Im Internet selbst, z.B. in den sozialen Netzwerken, kam es wenn überhaupt eher zu sogenannten Trollen, die andere Personen vor allem zu provozieren dachten. Alles andere, so dachte man bis vor einiger Zeit, könne wenn überhaupt nur anonym geschehen.
Dieses Verständnis hat sich jedoch seit einigen Wochen und sogar Monaten zutiefst verändert. Ich habe persönlich noch nie erlebt, wie frei und offen, und keinesfalls mehr nur anonym, nun fremdenfeindliche und rassistische Propaganda geschürt werden kann. Scheinbar ist es nun sogar schon zu Teilen Mainstream geworden, offen gegen unsere freiheitlich demokratische Grundordnung eigene Stellung zu beziehen und hier Abänderungen zu fordern.
Und dies, das wirklich Perfide daran, geschieht meist sogar noch unter dem Deckmantel der Besorgnis. Was für ein grausamer Hohn !
Ja, auch ich bin besorgt über die Situation in diesen Tagen. Allerdings bin ich eher aufgrund dieser stetig zunehmenden Tatsache besorgt, als dass ich wirklich wegen einer wie so oft propagierten Unterwanderung unserer Gesellschaft nicht mehr schlafen könnte.
Und selbst wenn auch nur ein winziger Hauch davon stimmen sollte, was ich in keiner Weise so sehe, dann bleibt dennoch die Frage im Raum, ob gerade noch mehr Fremdenhass und Rassismus hier Abhilfe schaffen könnten.
Das Abbrennen von Flüchtlingsheimen, das Bedrohen von Flüchtlingen in einem Bus unter dem Deckmantel von “Wir sind das Volk” und eine allgemeine Ablehnung des Islam, können und dürfen nicht der richtige Weg sein.
…
Ich selbst habe nicht nur Deutschland, sondern die gesamte Europäische Union, als etwas viel Größeres empfunden, als nur ein Zusammenschluss aus einzelnen Nationalstaaten. Ja ich war vielleicht so naiv zu glauben, dass Werte und die gemeinsame Historie es nie wieder erlauben würden, dass es zu Szenen wie heute kommen könnte.
Und auch wenn einige europäische Staaten mit ihrer klaren Absage an alle Flüchtlinge, siehe Ungarn, zwar immer wieder in unseren Medien auftauchen konnten, so war ich eigentlich auch immer davon überzeugt, dass Deutschland nie auf den wachsenden Zug von Rechtspopulismus und Fremdenfeindlichkeit aufspringen würde. Nur leider könnte der heutige Abend genau darauf schließen lassen.
…
Der Arabische Frühling, den viele Jahre danach eher als ein Gespenst im Gedächtnis haben, war für mich in erster Linie ein Wunsch der unterschiedlichen Bevölkerungen, eine eigene Form von Demokratie zu erschaffen.
Allgemein bin ich mir immer noch im Klaren darüber, dass sogar Menschen für diesen Wunsch und dieses Ziel ihr eigenes Leben entweder freiwillig oder erzwungen hergeben mussten.
Wenn also heute Landtagswahlen anstehen, ist es, meiner Meinung nach, genau das Falsche, sich absichtlich für ein “Nichtwählen” zu entscheiden. Ein solches Privileg wird in diesen Tagen umso mehr benötigt.
Und wenn man sich dazu entschließen sollte, zur Wahl zu gehen, dann sollte man vielleicht auch die folgenden Fragen für sich selbst, und zwar aufrichtig, beantworten können:
- Gibt es bei sehr komplexen internationalen Problemstellungen, wie der Flüchtlingsfrage allgemein, wirklich “einfache Lösungen” ?
- Löst man eine solch große Problematik wirklich mit Zäunen, militärischer Aufrüstung und allgemein geschlossenen Grenzen ?
- Glaubt man wirklich, dass man damit Menschen den Weg nach Europa zu verschließen in der Lage sei, wenn diese teilweise alles und jeden hinter sich lassen mussten ?
Bei nur dem kleinsten Zweifel, sollte man gut überlegen, was für Folgen eine trotzdem stattfindende Stimme mit sich bringen könnte. Es geht eben auch um unsere freiheitlich demokratische Grundordnung !
…
In diesem Sinne beende ich nun meinen als Weckruf bezeichneten Text. Deutschland erlebt im Moment eine zutiefst schwierige Zeit und doch kann sie noch so viel bedeutsamer für unsere Zukunft werden.
Letztlich, auch wenn dies für viele schon fast abgedroschen wirkt, kann der Bürger selbst über die Zukunft in seinem Bundesland entscheiden, und sollte hier der klaren Signalwirkung für die Bundesebene wissen.
Aus genau diesem Grund verstehe ich die heutigen Landtagswahlen als wichtig für ganz Deutschland an. Man sollte nie vergessen, was am Ende auf dem Spiel stehen und wie dies Einfluss auf unsere freiheitlich demokratische Grundordnung haben könnte !
…
Quelle (Bild): Eigenes Copyright