Die Faszination von „Homeland“ – eine Kolumne (spoilerfrei)
Ab morgen wird meine absolute Lieblingsserie überhaupt, sogar noch vor Game of Thrones, in die finale Staffel starten. Ich hoffe, dass es ein ansprechendes Ende geben wird, so dass man auch als Zuschauer damit gut leben kann.
Nun bevor nun die Geschichten rund um Carrie Matthison, Saul Berenson, Peter Quinn und viele andere nun für immer vorbei sein werden, möchte ich noch einmal meine damalige Meinung zu dieser Serie, wieso ich diese als so bedeutsam und einfach nur grandios erachte, aufzeigen. Viel Spaß damit. Auf einen würdigen Schluss der besten Serie aller Zeiten, zumindest für mich !
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Beitrag vom 28. August 2015
Hi zusammen,
schon seit längerer Zeit habe ich eigentlich vor, einen Text über die für mich vielleicht beste Serie aller Zeiten zu schreiben. Allerdings ist es immer schwierig, etwas zu beschreiben, wenn man zu viele Informationen dafür preisgeben muss. Genau diese Gradwanderung versuche ich jedoch einfach zu unternehmen, denn meiner Meinung nach ist es schon fast Pflicht, genauer auf Homeland einzugehen.
Um einen wirklich ganz kleinen Eindruck zu erlangen, poste ich einfach einmal meine kleine Beschreibung im Forum von Amazingnerds.de vor einigen Monaten:
„In Homeland geht es im Grunde um die Auswirkungen im Anti-Terrorkampf, und wie die Protagonisten in ihrem eigenen Leben damit letztlich klarkommen oder nicht. Am Anfang geht es um einen früheren US-Soldaten, der im Nahen Osten von islamistischen Terroristen gefangen genommen worden ist und irgendwann doch wieder gefunden wird. Nun wieder in den USA steht von Beginn an einzig die Frage im Raum, ob Brodey ein Schläfer ist oder nicht.
Um dieser Frage nachzugehen, schließlich handelt es sich dabei um die nationale Sicherheit der USA, ist die CIA dafür zuständig. Diejenige, welche sich damit befassen muss, wird später zu der eigentlichen Hauptfigur in der gesamten Serie, und das wirklich Spannende, zumindest für mich, bleiben weiterhin die Auswirkungen auf sowohl das arbeitsbezogene als auch private Leben all der Beteiligten.
Für mich ist die Serie so gut, weil sie im Gegensatz zu 24, wenn auch mit gewissen Ausnahmen, auch die negativen Seiten dieses „War on Terror“ zeigt, und auch teilweise vieles, auch in Bezug auf das innenpolitische Gefüge der USA, zumindest infrage stellt.“
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Mit diesen paar Zeilen sollte nun der grobe Rahmen dargelegt worden sein. Nun steht jedoch immer noch die Frage im Raum, wieso ich eigentlich schon so lange Zeit über die Serie schreiben möchte, und doch immer wieder davor zurückgeschreckt habe. Der Grund ist relativ einfach gehalten, denn ich möchte der Serie die angemessene Achtung verleihen, die sie auch verdient.
Generell halte ich mich bei bestimmten Serien an meinen eigenen Faktor, der sich recht schnell erklären lässt. Wenn es mir nicht möglich ist, irgendetwas anderes, völlig egal was auch immer dies sein mag, während einer Serie zu tun, dann ist diese Serie etwas Besonderes und hat mich persönlich in ihren Bann gezogen.
Ich weiß nicht, ob man es nachvollziehen kann, aber viele Serien, z.B. Bones, eine klasse Serie nebenbei, kann ich ohne Unterbrechung im Hintergrund laufen lassen und nebenbei ganz andere Dinge erledigen (Anmerkung: einige Worte im Nachhinein weggelassen).
Es gibt nur wenige Serien, die diesen Faktor bei mir erreicht haben, und die paar Serien kann man gut an einer Hand abzählen. Da wären 24, Game of Thrones, Fringe (nur die ersten beiden Staffeln), Lost und allen voran Homeland. Alle anderen Serien fand ich gut oder finde ich immer noch gut, aber sie fesseln mich einfach nicht.
Bevor jetzt schon der erste Leser hier laut aufschreien möchte. Ja ich weiß, dass es noch so viele gute andere Serien gibt, die es alle wert sind, ausprobiert zu werden, z.B. True Detective (muss ich unbedingt noch ansehen), Breaking Bad (vielleicht irgendwann mal ansehen) oder eben House of Cards (muss ich unbedingt noch ansehen, zumindest die US-Version).
Nichtsdestotrotz konnte ich mich auf meinen persönlichen, ich nenne ihn einfach „Tobi-Faktor“, auch wenn es sich extrem dämlich anhört, immer verlassen. Einmal mit den oben besagten Serien angefangen, habe ich die meisten mit großer Begeisterung verfolgt. Dieser Faktor lässt sich jedoch noch weiter unterteilen. Je mehr Aufmerksamkeit ich einer Serie schenke, desto größer wird der entsprechende „Suchtfaktor“.
Grafisch könnte man es ungefähr so darstellen:
Serientitel = „Tobi-Faktor“ (0 oder 1) / „Suchtfaktor der entsprechenden Serie“ (1 – 5)
Beispiel:
24 = 1 / 4
Lost = 1 / 3 (je nach Staffel bzw. Thema der einzelnen Folge)
Fringe = 1 / 2 ( je nach Staffel bzw. Thema der einzelnen Folge)
Bei Homeland würde es allerdings eher so aussehen:
Homeland = 1 / 5
Wieso allerdings diese Besonderheit, und warum habe ich teilweise die Tage und Stunden gezählt, bis im Free-Tv die nächste Homeland-Staffel endlich wieder verfügbar war ? Wieso habe ich immer wieder mit Jessy per Whatsapp frühere Folgen besprochen, und wieso bin ich dabei immer wieder jegliche potentielle Handlungsstränge durchgegangen ?
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Ich weiß gar nicht, wie die Antwort auf diese Frage lautet, ich weiß nur, dass es eben genauso ist. Ich habe gemerkt, was für einen Einfluss die Serie auf mich ausübt, als die letzte Folge der im Moment aktuellen Staffel vorbei war, so dass ich nur noch dort saß und darüber nachdachte, wieso die Macher genau dieses Staffelfinale gewählt haben, im Zusammenhang mit den vorherigen Staffeln (Anmerkung: einige Worte im Nachhinein weggelassen).
Wenn man wirklich schon dort angelangt ist, dass man versucht, eine ganze Serie einer schon fast Meta-Analyse zu unterziehen, dann ist dies für mich persönlich das Hauptcharakteristikum einer absolut ergreifenden Serie.
Homeland schafft es, wie, wenn ich ganz ehrlich bin, keine andere Serie (Anmerkung: zwei Worte im Nachhinein weggelassen), mich dazu zu bringen, über aktuelle weltpolitische Themen, wie z.B. den Terror im Nahen Osten und die damit verknüpften globalen Auswirkungen, nachzudenken. Allerdings muss man dabei eben auch wissen, dass Homeland zwar fast die aktuelle Realität widerspiegelt, aber eben nur fast, denn einige Entwicklungen, die hätte es vielleicht bei uns in der Art und Weise irgendwann einmal gegeben oder wird es vielleicht auch irgendwann geben, sind im Gegensatz zu dem Plot der Serie längst noch nicht eingetreten (Anmerkung: ein Wort im Nachhinein weggelassen).
Dadurch dass Homeland so unfassbar realistisch wirkt und sich dann allerdings in einigen Nuancen nur unterscheidet, wird man, ob man es möchte oder nicht, immer mehr eingesogen. Die Grenzen zwischen unserer aktuellen weltpolitischen Realität und der von Homeland scheinen Schritt für Schritt aufzuweichen, und genau das ist es, was einen sehr nachdenklich stimmen kann.
Darüber hinaus ergibt sich die Faszination für mich nicht nur aus dem Zusammenspiel aus aktuellen weltpolitischen Entwicklungen und der Realität von Homeland, sondern eben auch, vielleicht sogar als eigentliches Markenzeichen, aus der Schilderung der Hauptpersonen, wie allen voran der CIA-Agentin Carrie Matthison.
Ich habe Clare Danes noch nie so gut und so unfassbar menschlich erlebt, wie in Homeland. Diese Rolle scheint wirklich die Rolle ihres Lebens zu sein. Sie schafft es, gerade in der aktuellen Staffel, durch eine wirklich beeindruckende schauspielerische Leistung dem Zuschauer einen Einblick in die „CIA-Welt“ zu ermöglichen, ohne auch nur in irgendeinem Moment zu sehr die patriotische oder kritiklose Schiene zu fahren.
Carrie Matthison, so lernt man immer mehr dazu, es ist förmlich wie ein von Beginn an angedachter Entwicklungsverlauf, besitzt mehrere Probleme, und doch ist sie in ihrem Job schon fast perfektionistisch veranlagt. Sie geht bei einigen Themen sogar über Leichen, allerdings ist ihr immer bewusst, wie sehr das Leben, das sie führt bzw. führen will oder sogar muss, ihr Selbst immer mehr belastet. Sie weiß, oder sie denkt es zumindest, dass dieser Weg der richtige für sie sei, und doch sind die damit verknüpften Widrigkeiten ihr in fast jeder Situation immer wieder mehr als bewusst.
Nicht nur Carrie, auch andere Hauptprotagonisten, zeigen dabei eine ähnliche Charakteristik. Die Serie zeigt keine heroischen Möchtegern-Alleskönner, sondern in vielen Situationen Menschen, die gerade aufgrund schwieriger Zusammenhänge und Sachzwänge bestimmte Entscheidungen treffen. Aber genau dieser Punkt ist es, den ich für mich persönlich als den vielleicht wichtigsten und besten Punkt erachten würde.
Gerade diese schon fast „ehrliche“ Darstellungsweise macht Homeland zu einem klaren Gegensatz zu 24 und einem Jack Bauer, der, auch wenn er immer wieder förmlich in die Situationen gesogen wird, letztlich immer nach „der Zweck heiligt die Mittel“ vorgeht, und dabei von der Serie selbst, vielleicht weil es eine Fox-Produktion ist, nie wirklich in Zweifel gezogen wird.
Homeland zeigt uns die heutige Welt, so wie sie auf viele Menschen, die mit dem „War on Terror“ zu tun haben, letztlich wirkt. Es wird nichts beschönigt, und es wird nichts ausgelassen, sowohl auf nationaler als auch internationaler Ebene. Die USA sind nicht der weiße Ritter, der die Welt voll aufgrund seiner Heiligkeit vor dem Bösen dieser Welt schützen muss, sondern ein Staat, dessen nationale Interessen bestimmte, und oft auch unverständliche, Aktionen auslösen (Anmerkung: Satzzeichen im Nachhinein geändert).
Carrie (Anmerkung: Änderung des Wortes im Nachhinein), Brodey, Saul und wie all die wichtigen Figuren (Anmerkung: Änderung des Wortes im Nachhinein) auch alle heißen, sie alle sind Teil unserer heutigen Welt, und der Zuschauer darf oder muss manchmal Teil dieser Welt sein, so wie sie Homeland in vielen Dingen darstellt, dabei nie perfektionistisch, sondern eher ehrlich und realistisch.
Und aus all diesen aufgezeigten Gründen (Realismus vs. „Quasi-Realismus“ in Homeland ; „echte“ Charaktere, mit Vor-und Nachteilen ; die allgemeine Absicht der Serie, auch einmal unpassende Wahrheiten auszusprechen) freue ich mich schon jetzt auf die neue Staffel von Homeland, und, wie man sich denken kann, zähle ich jetzt schon die Tage !
Danke für die Aufmerksamkeit.
MfG Tobi
Quelle (Bild; frei zugänglich: Pixabay