Serientipp – „Tote Mädchen lügen nicht“ („13 Reasons Why“) – Netflix Original (ohne Spoiler)
Beitrag vom 20. April 2017
Hallo zusammen,
da in den nächsten Tagen, ich hoffe schon sehr bald, meine ziemlich kontroverse Review zur dritten Staffel hochgeladen wird, möchte ich euch noch einmal meinen alten Text aufzeigen. Vielleicht versteht ihr dadurch, wieso ich diese Serie als so wichtig und einzigartig eingestuft habe, und wieso meine Enttäuschung so groß ausfällt !
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Hallo zusammen,
vor ein paar Tagen habe ich relativ spontan eine ganz neue Netflix-Serie ausprobiert, mit unvorhersehbaren Konsequenzen. Es handelt sich hier eben nicht um eine 0815-Serie, die man mal kurz “durchsuchtet”, nur um wenige Minuten später schon wieder alles zu vergessen. Diese Serie ist so eigen und so unfassbar unter die Haut gehend.
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“Tote Mädchen lügen nicht” (“13 Reasons Why”) hört sich wie ein weiteres Teenie-Drama an, das mit belanglosen fäkalen Witzen, Sex und Highschool-Stoff daherkommen könnte, und doch ist es dies eben nicht. Vielmehr stellt diese Serie eine Umsetzung eines mir zuvor unbekannten Romans dar, welcher als Jugendbuch unter anderem bei Wikipedia beschrieben wird. Ein Jugendbuch trifft es glaube ich nicht einmal im Entferntesten.
Ich möchte jedem Leser dieses Blog-Eintrags diese Serie, die genau 13 Folgen umfasst, umgehend empfehlen, allerdings nur versehen mit dieser Warnung !:
Diese Serie tut weh. Sie tut so weh, dass man selbst Tage später noch grübelt, was man aus dieser lernen kann. Zu Beginn kommt sie so viel harmloser vor, gegen Ende, besonders zur letzten Folge, mag man am liebsten gar nicht mehr hinsehen. Und dies ist kein Scherz, es tut wirklich weh.
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“Tode Mädchen lügen nicht” oder “13 Reasons Why” ist, wie gesagt, eine Umsetzung eines zuvor veröffentlichten Romans aus dem Jahr 2007. Es handelt sich um die Gründe, wieso sich ein noch relativ junges Mädchen, um die 18 Jahre alt, dazu entschließt, sich das Leben zu nehmen. Schon früh trägt sie diesen Gedanken in sich, und doch versucht sie immer wieder, dagegen anzukämpfen, eben doch noch das Positive, das Lebenswerte, ihres Daseins finden zu können. Zum Ende hin scheitert sie genau hier.
Um nicht nur für sich zu reflektieren, was genau alles vorgefallen sei, schreibt sie dies nicht nur auf, sondern nimmt es auf Tonband auf. Dabei erhält jeder “Mörder”, also jede Person, die irgendwie diesen Suizid eben auch zu verantworten hat, ein eigenes Kapitel ihrer Geschichte, bzw. die 13 Kassetten sind immer bestimmten Leuten zugeordnet, auch wenn Hannah Baker dies teilweise nicht immer explizit zu Beginn zu erkennen gibt.
Jede Kasette schildert also einen Blick zurück, wieso diese eine bestimmte Person Hannahs Leben auf bestimmte Weise, in den aller meisten Fällen sehr negativ zu verstehen, beeinflusst hat. Was sich also zu Beginn der Serie noch relativ harmlos anhört, und vielleicht sogar noch fast belanglos erscheint, ist zum Ende hin, ab Kassette 10, der reinste Albtraum, nicht nur für Hannah Baker in ihrer Retrospektive selbst.
Eine dieser besagten Personen ist auch Clay Jenson, ein Klassenkamerad und auch Arbeitskollege aus dem Kino. Nur ist Clay eben so anders. Es scheint ihm ganz anders damit zu gehen, auch wenn er erst mit der Zeit die Tragweite, gerade was die Beziehung zwischen ihm und Hannah anbelangt, wirklich realisiert.
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Mehr möchte ich auch gar nicht mehr schreiben. Die letzten Kassetten spielen in ihrer Darstellungsweise, in ihrer Ausdrucksweise und auch in ihrer Form einer komplett empfundenen Leere von Hannah nicht nur mit den Gefühlen der Protagonisten. Als Zuschauer vergeht einem sehr schnell die Lust und auch der Spaß daran.
So sehr man einige Personen als positiv empfindet, andere wiederum als das absolute Gegenteil, so bleibt am Ende auch als Zuschauer dieses so seltsame Gefühl, das einen nicht mehr loslässt:
Was wäre, wenn mir eine solche Kasette gewidmet würde ? Würde ich mein Leben komplett in Frage stellen ? Würde ich mich nun anders verhalten ? Würde ich mein Leben nun so viel mehr wertschätzen ? Würde es eine wirkliche Veränderung meines Handelns und meiner Weltanschauung geben ?
Diese Fragen habe ich mir selbst gestellt, und stelle ich mir teilweise sogar noch. Suizid ist nie nur die Last einer Person, denn es sind zuvor so viel mehr Personen Teil dieses Teufelskreises. Diese Serie lässt einen genau dies erkennen, ohne dass hier mit der Moralkeule geschwungen werden muss.
In einer Welt, in der in so vielen Fällen Mobbing, Diskriminierung, Sexismus, Rassismus und ahnliches leider nicht mehr weg zu denken sind, sollte man einen solchen Ansatz, nämlich eine äußerst unbequeme Serie bei einem so großen Streaming-Portal wie Netflix zu entwickeln, mehr als zu schätzen wissen !
Wer wirklich bis zur letzten Folge durchhalten sollte, bitte nicht wegsehen, auch wenn es schwer fällt, diese Deutlichkeit ist nicht Möchtegern-Pseudo-Dramatik, sondern leider das konsequente Finale einer sehr eigenen und grandiosen Serie, die buchstäblich bis zum Schluss alles zeigt !
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Quelle (Bild; frei zugänglich): Pixabay